DAV

13.11.2025 [Klimaschutz]

Biketrekking im Harz


Biketrekking im Harz

Nach Umfragen des DAV-Magazins Panorama gehen rund ein Drittel aller DAV-Mitglieder, also rund 500.000 Menschen, regelmäßig Mountainbiken. Seit 2006 ist MTB-Fahren Kernsportart im DAV, es gibt Trainerausbildungen mit Aufbaumodulen zu Fahrtechnik und Guide. Bei uns im Norden bieten viele Sektionen Mountainbiken in Sektionsgruppen an, auch im DAV Landesverband wird das Thema zunehmend wichtig und wir haben seit 2025 einen MTB-Beauftragten.

Auch Trekking mit dem Mountainbike ist beliebt. Kreuz und quer werden große und kleine Berge mit grobstolligen Reifen und Gepäck beradelt.
Grund genug, MTB-Trekking mal im Harz zu probieren. Da der Harzer Mittelgebirgswald bis in den letzten Winkel mit Forstwegen erschlossen wurde, bietet er sich ideal an.

Anfang November 2025 haben wir drei Tage Zeit, das Wetter ist unsicher angesagt. Wir fahren mit der Bahn nach Goslar, um die Berge im Harz hinauf- und hinunter zu biken. Übernachtet wird in Wanderunterständen, von denen alle paar Kilometer einer am Wegesrand steht. Für die Komfortorientierten bieten sich Pensionen und Zeltplätze an. Kurze Tage, kühle Nächte, unsicheres, nasses Wetter, autonome Versorgung: Das kleine klimafreundliche Abenteuer für zwischendurch, sozusagen.

Wie finden wir den Weg?

Mit Komoot. Die Oberfläche der App ist etwas unübersichtlich, einmal eingearbeitet, aber einfach zu bedienen. Die Qualität der Wege, also Steigung und Oberfläche, können über verschiedene Kategorien wie „Mountainbike“ und „Gravelbike“, eingestellt werden. Je nach „Sportart“ schlägt Komoot verschiedene Wegführungen vor. Das ist gut, sonst quält mensch sich schnell zu steile Wege hinauf, oder muss mit Gepäck schmierige Singeltrails herabschliddern.

Komoot zeigt auf der Kartendarstellung den vorgeschlagenen und den gefahrenen Track und den aktuellen Standort an. Wegpunkte können während der Fahrt als Zwischenziel oder Endpunkt hinzugefügt werden. Leider sagt die Navistimme nur „geradeaus“, „links“ und „rechts“ an, was bei Kreuzungen mit mehreren Möglichkeiten regelmäßig zu Verwirrungen führt. Eine Ansage „die zweite links“ gibt es leider nicht.
Die App saugt im laufenden Navibetrieb etwa eine Handyakkuladung pro Tag leer. Bei längeren Touren empfiehlt sich die Mitnahme einer Powerbank.
In der Planung oder Nachbearbeitung können Tracks in Komoot leider nicht kombiniert werden. Dazu muss man sie exportieren, in einem anderen Tool wie z.B. gpx.studio kombinieren und wieder in Komoot hochladen.

Was nehmen wir mit?

Neben dem Handy brauchen wir natürlich eine Menge weiteres Zeug. Dabei sind Kocher, Trekkinglunch, Müsli, Wassersack, Regenkleidung, Handschuhe, lange Unterhose, ein Minirucksack, und und. Fehlt etwas? Dauerhafter Regen am zweiten Tag durchweicht unsere Schuhe und Handschuhe komplett. Regengamaschen, ein zweites Paar Socken und extra Handschuhe steigern das Wohlbefinden auf der Weiterfahrt bei nur geringem Zusatzgewicht deutlich. Denn nasse Kleidung nachts im Schlafsack zu trocknen ist nicht sehr angenehm.

Bei knapper Auswahl von Schlafzeug, Bekleidung, Reparaturset und Nahrung haben wir pro Rad etwa 6 Kilogramm Zuladung, plus Wasser. Verteilt auf einen Frontloader und einen Backloader. Mit Rahmentasche könnte das Gewicht noch gleichmäßiger verteilt werden.


Wie fährt es sich mit Gepäck?

Überlegtes Packen vorausgesetzt, fährt es sich überraschend neutral. Nach wenigen Kilometern bemerken wir das Zusatzgewicht nicht mehr. Auch in der Abfahrt ist kaum Wackeln oder Schlingern zu spüren.

Wo fahren wir lang?

Vom Bahnhof Goslar über die Steinbergalm und das Granetal bis knapp vor Hahnenklee, dann etwas verwickelt inklusive Schiebepassagen, da wir die Komootbedienung noch nicht ganz verstehen, auf den Bocksberg. Dort kann mensch die facettenreichen Angebote des Harzes Overtourism erleben. Hinab nach Auerhahn und hinüber auf den schönen und stillen Aussichtspunkt der Schalke. Abfahrt Richtung Festenburg und nach Clausthal, an den Pfauenteichen vorbei zum Polsterberger Hubhaus und rasant hinab nach Kammschlacken. Mühsam hinauf auf den Acker und zur Hanskühnenburg. Hinab mit viel Landschaft nach Sieber und einen wunderbaren Weg durch den goldorangenen Herbstwald auf den Großen Knollen mit seiner schönen Aussicht ins südliche Harzvorland. Abfahrt nach Bad Lauterberg, jenseits der Odertalsperre angenehm flach hinauf auf den Stöberhai. Weiter den mit tollen Ausblicken versehenen Kaiserweg nach Hohegeiß, dann Richtung Sorge zu einer Wanderhütte im gefühlten Nirgendwo. Wir sind nass, die Hütte undicht, der Boden schief, die Nacht nicht die gemütlichste aller Zeiten. Von hier stehen viele Wege in den östlichen oder nördlichen Harz offen. Die Bahn von Wernigerode, Blankenburg oder Quedlinburg hat gerade Schienenersatzverkehr, nach Hause nach Braunschweig bedeutet das drei Stunden Fahrt. Daher fahren wir zurück nach Westen über Sorge, Elend und Schierke zur Wernigeröder Skihütte auf 930 Metern Höhe zwischen dem Brocken und den Brockenkindern, nördlich hinab und hinüber zum Scharfenstein, über die Eckertalsperre zum Molkenhaus und zu den Rabenklippen. Wir verzichten auf die sich anbietende Kuchenpause und wählen die schöne nichtendenwollende Abfahrt über den Dreiborneweg runter zu den Wolfssteinklippen und zum Bahnnof in Bad Harzburg.

In Summe 155 Kilometer mit 3330 Höhenmetern relativ entspanntes Fahren in knapp drei Tagen.

Rund um den Harz sind viele Bahnhöfe in geringem Abstand zu erreichen, und die Mitnahme der Fahrräder im öffentlichen Bus ist auch möglich, falls einen die Unlust packt. Fazit: Eine schöne herbstliche Auszeit mit reichlich Outdoorfeeling.

Wie sind die Regeln?

Alle Forstwege sind erlaubt, teils auch schmalere Wanderwege und Singletrails. Komoot weiß Bescheid. Im Nationalpark Harz ist das Biwakieren in den Schutzhütten nur im Notfall erlaubt. Auf Landesforst- und Privatwaldfächen außerhalb von Naturschutzgebieten, und das trifft auf fast alle anderen Flächen im Harz zu, bewegt man sich in einer rechtlichen Grauzone, die wir wohlwollend zu unseren Gunsten interpretieren. Nach Aussage der Landesforsten wird das Biwakieren im Einzelfall geduldet.

Lust auf ein klimafreundliches Abenteuer zwischendurch? Auf in den Harz zum Mountainbiketrekking!

Axel Hake