DAV

25.03.2019 [Naturschutz]

Klettergebiet Holzberg bei Leipzig in Gefahr!

Liebe norddeutsche Klettergemeinde,

bei Leipzig droht mit dem Holzberg ein Vorzeigeprojekt, wo Klettern und Natur einvernehmlich coexistieren, zu verschwinden.

Die ganze Geschichte:

Der Holzberg, ein Steinbruch in der Nähe von Böhlitz bei Leipzig, der bis Ende der 1980er Jahre in Betrieb war, wurde in den 1990er Jahren für das Klettern erschlossen. Die ehemals durch Abpumpen des Grundwassers trockene Steinbruchsohle füllte sich danach langsam mit Wasser und ein wertvolles Flachwasserbiotop entstand, in dem viele seltene Insekten und andere seltene Arten wie Eisvögel und Schlingnattern leben. Der naturschutzfachliche Wert des Biotops wurde in einem Fachgutachten zur Artenausstattung bestätigt.

Nach Einstellung des Steinabbaus hat die zuständige Bergbaubehörde, das Bergamt Borna, 1997 in einem "Sonderbetriebsplan" vom Besitzer BASALT AG gefordert, den Steinbruch wieder zu verfüllen. Ein  sogenannter “Abschlussbetriebsplan”, der das Betriebsgelände wieder zu einem Stück Natur macht und z.B. Rekultivierungsauflagen enthält, wurde von der Behörde nicht gefordert und von der BASALT AG auch nicht erstellt nicht.

Die BASALT AG (die auch für die Sprengung des Klettergebiets SCHWARZE WAND vor einigen Jahren verantwortlich ist), hat das Gelände nun an die KAFRIL AG verkauft, die den Steinbruch auf Grundlage des Sonderbetriebsplans von 1997 mit Erdaushub und Schutt verfüllen will.

Damit würde ein ein wertvolles Biotop vernicht. Und das in einer Zeit, wo sich in Deutschland der Bestand an Insekten seit den 1980er Jahren bereits um 75% reduziert hat!

Das Bergamt und die Naturschutzbehörde des Landkreises fühlen sich an den Sonderbetriebsplan gebunden, obwohl dieser nach sächsischem Recht 10 Jahre nach nach Einstellung des Betriebs, also etwa 2007, eigentlich erloschen wäre.

Der DAV Leipzig konnte einen Nutzungsvertrag zum Klettern mit KAFRIL aushandeln, der das Klettern sicherstellt, aber das Feuchtbiotop würde unter Abraum und Schutt verschwinden. Da der Vertrag jederzeit von beiden Seiten kündbar ist, wäre das Klettern langfristig trotzdem nicht gesichert. Der Steinbruch könnte jederzeit weiter verfüllt werden und die Kletterwand verschwinden.

Vor Ort hat sich eine Bürgerinitiative zum Erhalt des Biotops und gegen die Verfüllung gegründet und in einer online-Petition 3254 Unterschriften gesammelt. Für den Erhalt engagieren sich die IG Klettern in der Region und viele weitere Kletterer. Der DAV Leipig und der DAV Landesverband Sachsen des DAV nehmen nicht teil, da sie eine Kündigung des Kletternutzungsvertrages befürchten.

Hier geht es zur Online-Petition:
https://www.openpetition.de/petition/online/boehlitz-sagt-nein
Hier gibt es zusätzliche Infos zum Sachverhalt:
https://www.olafrieck.de/2018/12/gefahr-im-verzug/

Die von der Bürgerinitiative Böhlitz gesammelten Unterschriften wurden am 18. März an den Sächsischen Landtagspräsidenten übergeben, mit der Bitte, sich für den Erhalt des Steinbruchs einzusetzen.

Gleichzeitig hat die Landtagsabgeordnete Dr. Jana Pinkert von der Fraktion der Linken eine "Kleine Anfrage" an die Sächsische Staatsregierung gestellt, die juristische Sachlage zu klären und Stellung zu beziehen. Die Fraktion der GRÜNEN plant ebenfalls eine "Kleine Anfrage" zu dem Thema.

Es bleibt zu hoffen, dass die Signale die Politik beeindrucken und der Klettersteinbruch Holzberg erhalten bleibt.

Denn: Nachdem die Schwarze Wand gesprengt und das Klettern am Zinkenberg verboten wurde, ist der Holzberg das dritte von den fünf Kletterzielen der Hohburger Berge bei Leipzig, das zu verschwinden droht.